Reverse Mentoring: Für mehr Vielfalt in der Mannheimer Geschäftsführung
John Deere GmbH & Co. KG
Beim Nachdenken über geeignete Maßnahmen für mehr Frauen im Top-Management bei John Deere in Mannheim kam es zur Geburtsstunde eines wohl in Deutschland bislang einzigartigen und agilen Reverse-Mentoring-Programms: OPEN WO/MEN!
Ausgangslage und Ziel des Projektes/der Maßnahme
Frauen im Top-Management sind immer noch die Ausnahme, dabei ist unstrittig, dass Diversität neue Sichtweisen und damit große Chancen für jedes Unternehmen schafft. Doch der Anteil von Frauen in Führungspositionen lässt sich nicht nur mit zukünftigen Personalentscheidungen erhöhen. Auch fehlt es im Unternehmen nicht prinzipiell an Offenheit gegenüber Frauen in Führungspositionen; aber es mangelt an Erfahrung mit gender-gemischten Teams und an konkreten Ideen, wie Entwicklungswege für Frauen besser gestaltet werden können.
So lautete im September 2019 die Bestandsaufnahme im Workshop mit Beraterin Claudia Cornelsen. Klassische Mentoring-Programme, in denen Frauen auf berufliche Herausforderungen vorbereitet und in ihrer Karriere begleitet werden, greifen hier nicht. OPEN WO/MEN sollte stattdessen einen offenen empathischen Austausch zwischen männlichen Top-Managern und ambitionierten weiblichen Nachwuchskräften ermöglichen, bei dem die Männer vor allem zuhören. So sollten sie ein besseres Verständnis für die Herausforderungen von Frauen im beruflichen Alltag erlangen und als Vorgesetzte eigene Ideen entwickeln, wie sie selbst dazu beitragen können, Frauen in Top-Positionen zu befördern. Final zielt das Programm darauf ab, mehr Frauen in höhere Managementpositionen zu bringen.
© John Deere
Wir alle haben dank OPEN WO/MEN einen neuen Zugang zu Gender-Diversität erhalten.
Linus Baumhauer, Werksleiter Mannheim
Umsetzung
Ausgangspunkt von OPEN WO/MEN waren die ausschließlich männlichen Mitglieder der Geschäftsleitung des John Deere Werks Mannheim. Entgegen ihres beruflichen Selbstverständnisses nahmen sie jetzt die Rolle der Mentees ein. Als ihre Mentorinnen wurden Mitarbeiterinnen geworben, die nicht nur Pionierarbeit in einem Projekt mit ungewissem Ausgang leisteten, sondern auch den Mut aufbringen mussten, einem hierarchisch höher gestellten Mann auf Augenhöhe zu begegnen.
Sabrina Leibrecht, die Initiatorin und verantwortliche Projektleiterin aus der Personalentwicklung übernahm den vertraulichen Matchingprozess und bereitete in Zusammenarbeit mit einem crossfunktionalen internen Team die Mentorinnen auf ihre Aufgabe vor. In einem Auftakt-Workshop im Juni 2020 wurde gegenseitiges Vertrauen aufgebaut und auch eine interne Netzwerkstruktur etabliert. Danach trafen sich die Mentoringpaare eigenverantwortlich. Begleitend fanden Team-Aktivitäten sowie Trainings und regelmäßige Austausch Sessions statt.
© John Deere
Ergebnisse des Projektes/der Maßnahme
Innerhalb kürzester Zeit erwuchs unter den Mentorinnen ein lebendiges Frauen-Netzwerk mit wechselseitigem Peer-Coaching. Wie erhofft zeigte sich bei einzelnen Mentees schnell ein gestiegenes (Un)Gerechtigkeits-Bewusst-sein. Viele wünschten sich konkrete Vorschläge von ihren jeweiligen Mentorinnen. Daraufhin entwickelten alle Mentorinnen gemeinsam einen Aktionsplan. Drei Aspekte wurden als besonders relevant eingestuft. Zu ihnen haben sich bereits eigeninitiativ im Unternehmen (jenseits von OPEN WO/MEN) drei zusätzliche Teams gebildet.
Die Offenheit gegenüber Diversity, Equity and Inclusion-Themen wächst, auch über die Werksgrenzen Mannheims hinweg. Einzelne strategische Ideen werden firmenweit bereits aufgegriffen und diskutiert. Gender Diversity findet größere Akzeptanz, ein Wandel in der Unternehmenskultur ist bereits jetzt deutlich spürbar.
Das Programm OPEN WO/MEN sollte eigentlich im November 2021 enden. Doch allen Beteiligten ist es ein Anliegen, das Programm fortzusetzen, um den Lernprozess in der Großgruppe und mit wechselnden Matching-Teams zu erweitern und vertiefen.
Kurzprofil der Organisation
John Deere ist der Innovationsführer von Land-, Forst-, und Baumaschinen sowie Maschinen für Rasen- und Grundstückspflege. Mit weltweit rund 70.000 Beschäftigten entwickeln und produzieren wir vernetzte und technologisch fortschrittliche Maschinen mit einem Gesamtumsatz von 35,5 MrdUS$.