Hospiz Elias

Unterzeichner_in seit 07/2023

„Jeder Mensch ist einzigartig und hat ein Recht auf freie Entscheidungen, Vertrauen, Würde und Verständnis. Wir begegnen Menschen aufmerksam und respektvoll und möchten ihnen mit ihrer Hautfarbe, Biographie, sexuellen Orientierung, geschlechtlichen Vielfalt, Weltanschauung und Glauben gerecht werden.“

Hospiz Elias 2023

Praktisch gut!

Diversität zu leben bedeutet die vielfältigen und unterschiedlichen Identitäten anzuerkennen, zu akzeptieren und dabei zu reflektieren, dass sie keinesfalls `fremd´ oder `anders´ sind. Es ist ratsam, den Menschen zuzuhören und ein offenes Ohr für ihre Lebensgeschichte(n) zu haben. Offenheit, Wertschätzung und Empathie sind die Voraussetzung einer gelingenden Begleitung und einer vertrauensvollen Beziehung zu den sterbenden Menschen und deren Angehörigen bzw. der Wahlfamilie.

Das Hospiz Elias ist Lebensort Vielfalt®

Erschienen in: SPIRIT. Mitarbeitendenzeitung der St. Dominikus Krankenhaus und Jugendhilfe gGmbH und ihrer Einrichtungen. Juli 2023/2023-1 Bereits seit Gründung des Hospizes ist die Arbeit geprägt von der Überzeugung, dass jeder Mensch ein einzigartiges Individuum ist und ein Recht auf Vertrauen, auf Würde und auf Verständnis hat – und auch das Recht, eigene freie Entscheidungen treffen zu dürfen. Ende 2021 lernte das Team des Hospizes das Qualifizierungsprogramm „Lebensort Vielfalt®“ der Schwulenberatung Berlin kennen – ein Qualifizierungsprogramm für Einrichtungen der Pflege, die die Voraussetzungen schaffen wollen, sexuelle und geschlechtliche Minderheiten in struktureller, organisations-politischer und personeller Hinsicht zu inkludieren. Es wurde damit begonnen unsere Arbeit zu reflektieren und im weiteren Verlauf zu evaluieren, wie wir Menschen begegnen, wo wir unsere Grundsätze einlösen und an welchen Punkten Verbesserungsbedarf besteht. Vor dem Hintergrund verschiedener Erinnerungen und Erlebnisse aus der nahen Vergangenheit kamen wir schnell zu dem Schluss, dass durchaus die Notwendigkeit einer Sensibilisierung für Diskriminierungen und die Ausarbeitung eines Diversitätskonzeptes bestand. Der Umgang mit dem „Anders-sein“ und der Blick auf unterschiedliche Lebensverhältnisse ist schon immer Bestandteil der Hospizarbeit. Menschen bringen ihre Lebensgeschichten mit, die durch gesellschaftlich bedingte Ungleichheit geprägt sein können von Einschränkungen und Problematiken, welche wiederum dazu führen können, dass existentielle Bedürfnisse gefährdet sind. Das ganze Team, ambulant, stationär und Bildungswerk, möchte mit seiner Arbeit dazu beitragen, diesen Bedürfnissen Raum zu geben, ihnen respektvoll zu begegnen und, wo immer möglich, gerecht zu werden. Unser Ziel ist es, dass alle Menschen im Hospiz die Sicherheit finden, um so sein und leben zu können, wie sie sind. Aber auch rassistische Beleidigungen, queerfeindliche und antisemitische Ressentiments, die mal mehr, mal weniger explizit geäußert werden, gab und gibt es. Wer sich über die Erscheinungs- und Wirkungsweisen dieser Diskriminierungen keine Gedanken macht, steht ziemlich hilflos da. Offener Rassismus wirkt lähmend und man ist unsicher, wie am besten zu reagieren ist. Auf der anderen Seite können diskriminierende Äußerungen eher unauffällig erscheinen, uneindeutig oder auf den ersten Blick harmlos wirken. Verallgemeinernde Zuschreibungen wie „diese Menschen sind soundso“ oder „das ist ja typisch für diese bestimmte Gruppe“, sind leider gar nicht selten und dürften den meisten Menschen irgendwie bekannt vorkommen. In einer zunehmend polarisierten Welt ist es, nach unserer Überzeugung, unerlässlich für Menschenfreundlichkeit und Akzeptanz eintreten – eine wirkliche Akzeptanz, die über die viel beschworene Toleranz als bloßes Dulden oder Ertragen von etwas eigentlich Ungewolltem hinausgeht und die Basis respektvollen Verhaltens ist. Das bedeutet konkret: Den Kerngedanken der Solidarität der Menschen mit- und zueinander einzulösen, der eines der zentralen Anliegen der Hospizarbeit ist. Diskriminierungen zeigen emotionale und arbeitspraktische Grenzen auf, sie fordern dieses Anliegen immer wieder heraus, weshalb detaillierte Leitlinien und Prozessbeschreibungen, die einen klaren, durch verpflichtende Kodizes auch rechtlich abgesicherten Umgang mit problematischen Situationen aufzeigen, eine logische Konsequenz dieser Grundhaltung sind, ebenso wie eine stetige Weiterbildung der Mitarbeitenden. Und so wurde es auch eine Aufgabe für das Qualitätsmanagement der Einrichtung, das der Qualitätssicherung dient und dafür sorgt, dass messbar eine gute Arbeit geleistet wird. Begonnen wurde damit, die Dokumente, die für die einzelnen Bereiche benötigt werden – hierzu gehören Leitlinien für die Pflege, Dokumente der Hospizleitung wie zum Beispiel zur Mitarbeitendenführung, Verträge und vieles mehr, überarbeitet und, wie es so schön heißt „gegendert“ wurden. Es gab einen Kriterienkatalog mit über 100 Kriterien, die es zu erfüllen galt. Dieser Katalog setzte sich aus Pflicht- und weiteren Kriterien zusammen. Zu den Pflichtkriterien gehörte unter anderem „Die geschlechtliche Selbstbestimmung wird respektiert“. Aber auch: „Im Leitbild wird die Vielfalt der zu Begleitenden betont.“ Beispielsweise werden Vielfältigkeitsmerkmale aufgelistet. Und so wurde schnell klar, dass es hier um mehr ging und geht als um „gendern“. Es geht um Diversität, um Rassismus und Antisemitismus, um Alter und Behinderung und darum, wie die einzelnen Diskriminierungsformen miteinander verwoben sein können. Letztendlich galt es umfassende und detaillierte Konzepte zu entwickeln, die einerseits dokumentiert und andererseits umgesetzt werden mussten. Nachfolgend fassen wir die Grundsätze unserer Prozesse und Konzepte kurz zusammen. Zentrales Ziel ist, dass sich Patient*innen, Zugehörige, Mitarbeitende und Besuchende sicher und in ihrer Identität wahr- und angenommen fühlen. Sie wissen, dass das Hospiz ein Ort ist, in dem es idealerweise keine Diskriminierungen gibt und der als ein „Safer Space“ verstanden wird. Dies ist besonders wichtig, da es am Ende bei Patient*innen oft keine intellektuelle Verarbeitung der Situation mehr gibt, also auch kein ‚Schutzpanzer‘ mehr aufrechterhalten werden kann. Gibt es trotzdem diskriminierendes oder anderweitig verletzendes Verhalten, wissen Mitarbeitende, welche Prozesse folgen müssen. Patient*innen, Zugehörige und Besuchende wissen, an wen sie sich wenden können. Wir haben Ansprechpartner*innen aus den verschiedenen Bereichen des Hospizes benannt, die im Zweifelsfall Situationen bewerten, Gespräche mit Beteiligten führen und eventuell weitere Schritte vorbereiten und durchführen. Sie verfügen über die entsprechende Expertise oder können externe Expert*innen hinzuziehen. So möchten wir Synergien schaffen, um Vielfalt sichtbarer zu machen. Alle sehen die Verleihung des Qualitätssiegels nicht nur als Auszeichnung der bisherigen Arbeit an, sondern ebenso als eine Verpflichtung, diese zu reflektieren und immer wieder neue Perspektiven miteinzubeziehen. Als lernende Einrichtung schreiten wir aufmerksam und fragend voran und freuen uns darauf, das Hospiz als Lebensort Vielfalt® auch in Zukunft zu gestalten und darin hoffentlich weitere Mitstreiter und Mitstreiterinnen auch in anderen Einrichtungen zu finden.

Unterzeichner_innen-Daten

Unterzeichner_in seit:07/2023
Bundesland:Rheinland-Pfalz
Organisationsgröße:klein: 1-50 Beschäftigte
Segment/Tätigkeitsfeld:Unternehmen: Gesundheits-, Veterinär - und Sozialwesen

Ansprechperson

Herr Rolf Kieninger
Einrichtungsleitung
Steiermarkstraße 12
67065 Ludwigshafen am Rhein
0621 6355470