Aladdin und der liegende Teppich

Schon seit seiner Kindheit möchte Aladdin Anwalt werden. Das Zeug dazu hat er allemal. Was er nicht hat? Connections. Kann Aladdin seinen Traum erfüllen? Lesen Sie selbst:

Es war einmal ...

... der junge Aladdin, ein gewandter und charismatischer Jungspund. Aladdin war mit seiner Mutter – einer fliegenden Händlerin – bereits reichlich herumgekommen und hatte Außerordentliches gesehen. Daher fand sich unser junger Freund viel schneller als andere in ungewöhnlichen Umgebungen oder unbekannten Situationen zurecht. Der gerechtigkeitsliebende Aladdin arbeitete schon seit Grundschulzeiten jeden Tag unermüdlich auf seinen Traum hin: Er wollte Jurist werden. Gab es in der Schule Streit, war Aladdin immer zur Stelle, um zu schlichten. Und ging es auch hoch her, er fand immer die richtigen Worte. Denn Aladdin sprach mühelos Deutsch, Arabisch, Persisch und Englisch. So war Aladdin guten Mutes: Er würde ganz sicher Jurist werden.

Es begab sich, dass dem talentierten Aladdin das Studium leicht von der Hand ging und er zu den besten seines Jahrgangs zählte. Doch während seine Freund_innen im Studium sich mühelos durch die Welt der Kanzleien und Gerichte bewegten und ein Praktikum nach dem anderen absolvierten, hagelte es auf Aladdins Bewerbungen nur Absagen. „Was mache ich falsch?“, fragte sich Aladdin. War er nicht ebenso klug und fleißig wie die anderen? Nun befragte er seine Freundin Sophie, welche sprach: „Allein Aladdin, mein Vater kennt den Oberstaatsanwalt doch bereits sein Leben lang. Dieser legte nun ein gutes Wort für mich ein.“ „Ohne Zweifel musst du die richtigen Personen kennen“, pflichtete auch Noah bei. „Mein Onkel verschaffte mir den Praktikumsplatz.“ Auch Aladdins Mutter kannte durch ihren Warenhandel und den fliegenden Teppich alle Welt. Was Aladdin bislang immer Auftrieb gegeben hatte, erwies sich in der elitären Welt jedoch als unnütz. Aladdin fühlte sich gar, als würde seine Herkunft als Makel ausgelegt. Während seine Mitstreiter_innen auf direktem Wege ihrem Karriereziel entgegenflogen, blieb Aladdin auf seinem liegenden Teppich zurück. Mochte er auch das Zeug zu einem herausragenden Juristen haben, hierzulande fehlten ihm die richtigen Beziehungen, um abheben zu können.

Verzweifelt wanderte Aladdin umher und versuchte, einen Ausweg aus seiner Lage zu finden, als er über ein mattes Objekt stolperte, welches mitten auf dem Wege lag. Welch ein wunderliches Ding dachte Aladdin, als er den lampenartigen Gegenstand aufhob. Aladdin hob ihn an und wollte ihn auf die nächstgelegene Mauer setzten, so dass sein_e Besitzer_in ihn finden möge. Aber die Lampe war sehr schmutzig. „Ich werde sie vorher blank putzen, damit sie wie neu aussieht. Und mensch sie bereits von Weitem an ihrem Glanz erkennt“, dachte Aladdin. Er begann die Lampe zu reiben. Kaum hatte er begonnen, erschien ein riesiger Geist vor ihm. Eine Wunderlampe! Der Geist sprach mit dröhnender Stimme: „Wer holt mich, den Dschinni, aus dem Schlafe?“ Darüber erschrak Aladdin sehr und wich zurück. Zum ersten Mal in seinem Leben war er kaum imstande zu reden. „Entschuldigt, dass ich euch gestört habe. Ich wollte nur euer Domizil etwas aufpolieren“, antwortete Aladdin, aus seiner Starre erwachend. „Ich sehe, du hast ein gutes Herz und willst große Wagnis übernehmen. Umso freudiger möchte ich dir deinen Herzenswunsch erfüllen“, sagte der Dschinni und lächelte ihn an. „Doch die Wunderlampe ist noch nicht einmal die meine“, erwiderte Aladdin. „Ich bin von nun an auf der Welt, um dir von nun an Hilfe zu leisten!“, erklärte der Geist dem ungläubigen Aladdin. So willigte dieser ein. Der Geist verschwand, erschien aber sogleich wieder. Verkleidet als Mensch nahm er Aladdin an die Hand und machte den angehenden Juristen bekannt mit Jurist_innen aus verschiedenen Nachwuchsnetzwerken.

Schon bald hatte Aladdin einen Praktikumsplatz in einer hervorragenden Kanzlei gefunden. Und auf seinem getunten Teppich flog er auf der Überholspur in Richtung Karriereziel.

 

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