Portrait von Miho Sato

Vier Fragen an...

Miho Sato, 佐藤 美帆 von der DB Fernverkehr AG im Themenmonat Ethn. Herkunft & Nationalität

Frage 1: Welchen Herausforderungen standen Sie als Japanerin bei der Deutschen Bahn gegenüber?

Die größte Herausforderung war natürlich die deutsche Sprache. Obwohl ich an der Universität in Tokio Germanistik studiert habe und die deutsche Grammatik theoretisch verinnerlichen konnte, fiel mir die direkte Kommunikation mit meinen deutschen Kolleginnen und Kollegen zunächst sehr schwer.

Auch der große Zeitunterschied von acht Stunden zwischen Japan und Deutschland war für mich und meinen Mann ein Hindernis, weil unsere tägliche Kommunikation straff organisiert werden musste. Außerdem habe ich mich nur langsam an die deutschen Essgewohnheiten gewöhnt. Bei fast jedem Essen fehlten mir die Stäbchen und manche Kolleginnen und Kollegen wussten nichts mit meiner mitgebrachten Miso-Suppe anzufangen.

… und was hat sie positiv überrascht?

Dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Deutschen Bahn sehr aufgeschlossen gegenüber anderen Kulturen und Nationalitäten waren. Sie gaben sich immer größte Mühe mich zu verstehen und sprachen langsam und deutlich, damit ich sie verstehen konnte.

Frage 2: Wie wird das Thema Vielfalt in der Japanese Railways Group gehandhabt?

Auch in Japan hat sich in den letzten Jahren in Sachen Diversity Management viel getan. Beispielsweise stellt unser Unternehmen vermehrt Frauen ein und setzt sich für LGBT-Rechte am Arbeitsplatz ein. Außerdem wird die Flexibilisierung von Arbeitszeiten für eine bessere Betreuung von Kindern oder älteren Angehörigen durch Frauen UND Männer vorangetrieben. Die Japanese Railways Group stellt mittlerweile sogar nicht japanisch-stämmige Mitarbeiter ein. Dies stellt im japanischen Wirtschaftsleben ein großes Tabu dar.

Frage 3: Welche Unterschiede sehen Sie im Umgang mit Beschäftigten unterschiedlicher kultureller Prägung in Deutschland und Japan?

In Deutschland werden privates und berufliches viel stärker voneinander getrennt als in Japan. Auch kulturell sind sich die beiden Länder nicht sehr ähnlich. So wird in Japan nicht so viel verbal kommuniziert wie in Deutschland. Diese Unterschiede können die Arbeit in inter-kulturellen Teams erschweren.   

Frage 4: Kann Deutschland hier etwas von Japan lernen? Kann Japan umgekehrt etwas von Deutschland lernen?

Es gibt sicherlich einige Dinge, die die beiden Länder voneinander lernen können. Deutschland hat viel mehr verschiedene Arbeitsstile und -möglichkeiten als Japan. Das halte ich für einen großen Vorteil. Von Home Office über wechselnde Arbeitgeber bis zu klar definierten Grenzen bei Überstunden zeigt die deutsche Arbeitswelt wie flexibel sie auf Veränderungen reagieren kann. Auch die Fehlerkultur in Deutschland ist sehr viel durchlässiger als in Japan. Der Leitspruch: „Aus Fehlern lernen“ wird in Deutschland großgeschrieben. Im Gegensatz zur Deutschen Bahn werden die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei der Japanese Railways Group regelmäßig in verschiedene Abteilungen versetzt und gewinnen so einen besseren Gesamtblick für das Unternehmen und seine unterschiedlichen Arbeitsbereiche. Ich selbst habe u.a. am Schalter, im Beschwerde-Management und im Marketing gearbeitet und bin sehr glücklich, dass ich diese Erfahrungen machen durfte.

Das Interview führten wir im Rahmen unseres Themenmonats „Ethnische Herkunft & Nationalität“. Die Deutsche Bahn ist im Juni Themenpate.

Weitere News

Vor einem bunten Hintergrund ist der aktuelle Vorstand zu sehen. Personen v.l.n.r.: Franzi von Kempis, Rafael Cruces, Dr. Eva Voss, Nina Straßner, Frank Rusko, Corina Christen zu sehen.

Mit frischer Führung: Gemeinsam für eine vielfältige Zukunft

Nach einer erfolgreichen und wegweisenden Mitgliederversammlung können wir verkünden: Der Charta der Vielfalt e.V. hat einen neuen Vorstand!  

Für mehr Diversität in Unternehmen und Gesellschaft

Procter & Gamble wird 38. Mitglied des Charta der Vielfalt e.V.