Ein Portraitbild von Frau Sineb El Masrar.

Sineb El Masrar im Interview

Botschafterin zum Themenmonat Ethnische Herkunft & Nationalität

Sineb El Masrar ist unsere Botschafterin für das Thema Ethnische Herkunft & Nationalität. Sie ist Autorin und Journalistin sowie Gründerin der multikulturellen Frauenzeitschrift Gazelle.

Frau El Masrar, Sie sind Journalistin und betreiben ein eigenes interkulturelles Magazin. Welche Bereicherungen und Herausforderungen sind Ihnen in Bezug auf die Arbeit in multikulturellen Teams begegnet?

Die Bereicherung erstreckt sich vor allem durch die Zugänge zu Inhalten, die wir im Magazin thematisch immer wieder behandelt haben und behandeln. Manche Interviewpartner/-innen waren gelegentlich sogar eher bereit einer Reporterin mit ausländischen Wurzeln problembelastete Inhalte zu schildern und für Fragen zur Verfügung zu stehen. Das ist aber kein Automatismus. Umgekehrt gibt es nämlich auch Personen, die sich eher gegenüber andersstämmigen Autorinnen und Autoren bei problematischen Themen öffneten. Manchmal ist das Vertrauen Andersgläubigen oder Nichtgläubigen spannenderweise sogar größer, vor allem Frauen bringen ihnen gegenüber aufgrund ihrer Nichtzugehörigkeit zu einer ethnischen oder religiösen Gruppe mehr Vertrauen entgegen. Oft werden diese Frauen eher als minderwertig in ihrer Community betrachtet. Selbst von den Frauen aus dieser Community. Hier fehlt es oft an weiblicher Solidarität. Am Ende zählt auch bei uns im Team Fairness, Offenheit und Objektivität bei der Recherche und Aufbereitung der Themen. Im Layout, wo eine Grafikdesignerin oder Mediengestalterin aufgrund ihres Glaubens keine Ablehnung gegenüber nackter Frauenhaut oder atheistischer Inhalte haben kann. Umgekehrt gilt das bei religiösen Inhalten bei atheistischen Autorinnen und Autoren. Das war und ist bei unserem Team nie ein Problem gewesen. Weil Offenheit Programm bei Gazelle ist. Also unsere Grundbasis der Zusammenarbeit.

Welche Schlüsse haben Sie als Arbeitgeberin aus diesen Erfahrungen gezogen?

Dass es nur aufs gute Ergebnis ankommt und nicht auf die Herkunft. Gute Texte oder Layouts können durch einen sogenannten Migrationshintergrund spannender sein, wenn die Person ihre Einflüsse und Herkunftskultur und deutsche Kultur gut kennt, neugierig und offen ist für eine Symbiose. Allerdings ist dies kein Automatismus. Umgekehrt gilt das auch für Herkunftsdeutsche. Der Austausch in einem vielfältigen offenen Team, das sich keine Denkbarrieren aufgrund der Religion, Herkunft, Behinderung, Geschlecht oder sexueller Ausrichtung setzt, habe ich stets als horizonterweiternd empfunden. Wir leben in einer vielfältigen Gesellschaft. Diese ist nicht immer konfliktfrei. In einem Unternehmen können aber Regeln einer respektvollen Zusammenarbeit aufgestellt werden.

Welche Rolle spielt Ihre sogenannte Migrationsgeschichte heute beruflich für Sie?

Aus ihr speise ich meine Inspiration. Sie zeigt mir immer wieder aufs Neue, dass sie mich nicht einschränkt. Außer ich beschränke mich selbst. Ich bin einfach ein neugieriger Mensch, das hat erstmal nichts damit zu tun, dass ich einen Migrationshintergrund habe. Auch unterwerfe ich mich als Muslimin keinen Tabuthemen. Es ist eine persönliche Einstellungsfrage: Will ich offen durch mein Leben gehen – das beinhaltet auch meine Berufswelt – oder will ich lieber mit Scheuklappen auf der Erde wandeln?

Wie sieht für Sie das optimale Verhältnis zwischen Arbeitergeber/-innen und Beschäftigten mit Migrationshintergrund aus?

Vertrauen, Respekt, Anteilnahme, aber auch Motivation gepaart mit Herausforderungen. Die ethische Herkunft sollte nie die entscheidende Rolle spielen. Denn auch die Beschäftigten wollen oftmals nicht auf ihre Herkunft reduziert werden. Sie wollen einfach einen guten Job machen und im Idealfall in ihrem Beruf auch persönlich aufgehen.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft der Arbeit?

Weniger Vorbehalte auf allen Seiten. Es gibt viel Misstrauen. Es sollten in einem Unternehmen für alle die gleichen Regeln und Arbeitsbedingungen gelten. Auf allen unternehmerischen Ebenen sollten aufrichtige Neugierde, Toleranz und Freunde an der Zusammenarbeit vorherrschen. Dieses Klima können nur alle gemeinsam schaffen. Wir können und sollten alle einen Beitrag dazu leisten.

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