Thomas Hitzlsperger im Gespräch

„Ich stehe für Vielfalt“

Thomas Hitzlsperger nennt sich Anti-Diskriminierungs-Influencer und will die gesellschaftliche Popularität des Fußballs für den Kampf gegen Hass und Rassismus nutzen

Thomas Hitzlsperger, ehemaliger Fußballnationalspieler und aktueller Botschafter für Vielfalt des Deutschen Fußball-Bunds, stellte uns seine Arbeit auf der Konferenz DIVERSITY 2017 im November vor. Für alle, die nicht auf der Konferenz dabei sein konnten, haben wir noch einmal seine wichtigsten Aussagen im Interview zusammengefasst. Weitere Informationen, wie Präsentationen, Fotos und Reden, erhalten Sie darüber hinaus auf der Konferenzwebsite.

Herr Hitzlsperger, Sie nennen sich selber einen „Anti-Diskriminierungs-Influencer“. Inwieweit haben Sie den Deutschen Fußball-Bund (DFB) schon positiv beeinflusst?

Ich habe mich während meiner Karriere gefragt, wie ich meine Bekanntheit nutzen kann, um etwas Sinnvolles zu tun. Da Fußball eine große Wirkung hat, kann ein ehemaliger Nationalspieler mit einer klaren Positionierung viele Menschen erreichen. Das war mir wichtig und begleitet mich bis heute. Aufgrund der Tatsache, dass der DFB mich als Botschafter für Vielfalt bestimmt hat, ist der DFB schon sehr weit.

Was machen Sie für den DFB konkret? Wie sieht Ihre Arbeit aus?

Es geht um zweierlei Dinge: Zum einen hat es eine große Wirkung nach außen, wenn ein ehemaliger Nationalspieler eine klare Meinung vertritt und zeigt: „Ich stehe für Vielfalt“. Beispielsweise wurde der DFB-Vielfalts-Spot beim letzten Länderspiel gezeigt und wenn die ganze Mannschaft dahinter steht und Vielfalt repräsentiert, ist das schon sehr gut. Zum anderen geht es um die Inhalte, die erarbeitet werden, z.B. um die EM 2024, die nachhaltig sein soll. Es wird gerade gemeinsam mit der Kommission für gesellschaftliche Verantwortung erarbeitet, wie Vielfalt entfaltet werden kann. Auch beim Petersburger Dialog habe ich erklärt, was wir beim DFB unter Vielfalt verstehen und was ich vorhabe. Der DFB leistet diesbezüglich sehr gute Arbeit. Ich lerne und arbeite mit dem DFB und will bei Grenzüberschreitungen meine Stimme erheben.

Sie haben im Interview mit der Zeit über ihre Homosexualität gesprochen, um eine Diskussion anzustoßen. Was, würden Sie sagen, hat sich seitdem beim Fußball bewegt? Hat ihr Interview auf das eingewirkt, was in den Stadien passiert? 

Mein persönlicher Eindruck ist ein Guter. Mir ist aber sehr bewusst, dass Homophobie weiterhin auftaucht und bekämpft werden muss.  Es war mir ein Anliegen zu sagen, es kann nach einem Coming out auch im Profifußball weitergehen. Ich arbeite wieder beim VfB Stuttgart und bin darüber hinaus Experte im TV - das war vor vier Jahren nicht absehbar und hätten wohl nicht viele für möglich gehalten. Dass Homosexualität aber nach wie vor in Profimannschaften unsichtbar ist und weitestgehend tabuisiert wird, ist bedauerlich.

Kevin Prince Boateng ist in Italien aufgrund rassistischer Beleidigungen vom Platz gegangen. Das kennt man aus Deutschland nicht. Ist das nicht ein Weg für Teams die Stadien relativ schnell auf diesem Weg zu befrieden?

Es war ein starkes Zeichen, das ich super fand. Das stärkste Zeichen daran war, dass die ganze Mannschaft mit vom Platz ging und gezeigt hat: „Wir halten zusammen“. Schöner wäre es, es wäre nie dazu gekommen. Leider gibt es solche Vorfälle im italienischen Fußball immer mal wieder.

Welche Möglichkeiten haben der DFB und Sie als Botschafter auch in die Arbeitswelt hineinzuwirken?

Da die Bedeutung von Fußball in unserer Gesellschaft so groß ist, ist die Verantwortung des DFB ebenso groß und er ist dieser auch gewachsen. Wir können uns nicht nur um die sportliche Weiterentwicklung kümmern. Wir wollen mithilfe des Fußballs  gesellschaftliche Brücken bauen. Wir werben für Toleranz und Vielfalt, denn wir kümmern uns um den Breitensport, nicht nur um die Profis. Diese Verantwortung des DFB sehe ich.

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